Entdeckung einer anderen Welt - ich war in China!

"Na Caro, was machst du diesen Sommer?" - "Weiß noch nicht." - "Dann fahr doch mit Benny nach China!" Eine Wahnsinnsidee, von der ich niemals dachte, dass sie Wirklichkeit werden würde. Aber dank des toleranten und aufgeschlossenen "Verkehrte Welt" Teams konnte ich mich beim China-Casting als Nicht-Verkehrswissenschaftlerin durchzusetzen. (An dieser Stelle noch einmal ein riesiges Dankeschön für diese großartige Chance!)

Nach einem langen Flug, der laut meiner Mutter nur mit Thrombose-Strümpfen zu überwinden war, landeten wir im diesigen, schwülen Shanghai. Die Fahrt mit dem 300km/h schnellen Transrapid realisierte ich nur teilweise, da mich die unglaublichen Stadtbilder, die man im Vorbeifahren aus den Zugfenstern heraus sah, überwältigten. Ein Wolkenkratzer am nächsten und zwischendrin: Slums. Überraschenderweise störte es den chinesischen Opa nicht, sich in Boxershorts neben den Vogelkäfig vor seine Hütte zu setzen und dort mit Blick zur Gartenliege, auf der die Bettwäsche von letzter Nacht ausgebreitet war, mit dem Rasierer in der Hand fotografiert zu werden. Das ist eben einfach so, in China.

der Weg zum Hotel in Shanghai, links alte Gebäude, in der Front neue Büro- und WohnhäuserStadtverkehr Shanghai

Am Abend liefen wir in kleinen Gruppen zum Bund, von dem aus man die Skyline der Metropole bestaunen konnte. Am nächsten Tag besuchten wir die Universität, die uns einen freundlichen Empfang sowie ein leckeres Mittagessen bescherte. Ich hatte schon ein komisches Gefühl, beim Anblick der Stäbchen und des großen Löffels. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob sich das Essen oder vielmehr "Arbeiten mit den Stäbchen" negativ auf unsere Gelenke auswirken würde, doch nach anfänglichen Verkrampfungen und immer größer werdendem Hunger gelang die Nahrungsaufnahme ganz gut. Am Abend überwand ich sogar meine Vorurteile gegen außergewöhnliches Essen und probierte neben dem Aal auch die Krebssuppe. Mein absoluter Favorit bleiben jedoch die warmen Datteln!

Auswahl landestypischer chinesischer SpeisenAuswahl landestypischer chinesischer Speisen

Ein weiteres Highlight in Shanghai war der Ausblick vom Shanghai World Financial Center, dem Flaschenöffner, für den man 474m in die Höhe transportiert wurde. Shanghai erstrahlte als atemberaubendes Meer aus Millionen von Lichtern.

Beim Besuch der Expo geriet ich zum ersten Mal an meine physischen Grenzen, denn der Schmerz in den Füßen zog sich von Tag zu Tag und erreichte nach ewigem Anstehen und spannenden Länderentdeckungen auf der Expo seinen Höhepunkt.

Den letzten Tag in Shanghai verbrachte ich in einer Mädchengruppe bei einem Rundgang durch das Altstadtviertel, bei dem es auch endlich Postkarten zu kaufen gab. (Postkarten erkläre ich hiermit zur Marktlücke!) Neben tollen Antik- und Trödelwaren besichtigten wir auch das Teehaus Huxingting und bestaunten die Koi-schwärme im davor befindlichen Gewässer.

Marktstraße Shanghai traditionelles Teehaus Shanghai

Die Zugfahrt nach Peking wird mir wohl, als die schlimmste Reiseerfahrung im Gedächtnis bleiben, die mich aber auch daran erinnern wird, wie luxuriös doch eine Fahrt im deutschen Regionalexpress sein kann. Eigentlich hätte man die 10stündige Fahrt mit reichlich Alkohol sicher locker überstehen können, aber das hätte einige Toilettengänge nach sich gezogen, die ich mir zu diesem Zeitpunkt ersparen wollte. An dieser Stelle gleich mal eine Hommage an die chinesischen Toiletten, denn Toilette = Loch im Boden. Da muss das Zielen gelernt sein! Als gut ausgestattet, empfand ich die jene, bei denen wenigstens Klopapier und eine abschließbare Tür zur Verfügung standen.

Die Eindrücke in Peking ließen die Strapazen der Zugfahrt aber schnell vergessen. Nach einem Besuch in der Uni machten wir uns in der Gruppe auf zum Sommerpalast. Ein riesiges im Wald gelegenes Areal mit einem großen See und zahlreichen traditionellen chinesischen Bauten. Da nahm man gern den Aufstieg auf den Berg der Langlebigkeit auf sich, der mit einem tollen Ausblick belohnt wurde.

Pagode im Sommerpalast in Pekingtraditioneller Gebäudekomplex im Sommerpalast in Peking

Am Abend wurde dann Geburtstag gefeiert, bei dem die interessante Chipskreation "Gurke" leider nicht überzeugen konnte. Dafür ist das chinesische Bier sehr lecker. Wunderbare Abende verbrachten wir außerdem im Alternativviertel Hou Hai mit seinen gemütlichen Bars und bezaubernder Livemusik sowie im Club Propaganda, in dem mir vor Augen geführt wurde, wieso das Flatrate-Trinken in Deutschland bereits abgeschafft wurde… (ich erinnere mich an 30 Yuan Eintritt, inklusive 6 GinTonic und jede Menge neuer, internationaler Bekanntschaften bis morgens 4.30uhr.)

Nach dem Treffen bei der Deutschen Botschaft fuhren einige ins Kunstviertel 798. Das hätte mein neues zu Hause werden können. Ich war hellauf begeistert von all den bunten Galerien, kleinen Museen und bezaubernden Lädchen, die unterschiedlichste zeitgenössische Kunst im ehemaligen Fabrikgelände im Nordosten Pekings präsentierten. Schade, dass die Zeit dort so schnell verflog!

Eindrücke aus Dashanzi 798 Art District in BeijingEindrücke aus Dashanzi 798 Art District in Beijing

Die Vorstellung, dass ich eines Tages mal auf der chinesischen Mauer stehen und in die Linse meiner Kamera grinsen würde, stellte sich als surreale Erfahrung heraus, als ich es dann am Mittwoch, den 22.09.2010 tat. Die zahllosen Wachtürme und unendlichen Mauern reichten bis in den Horizont. Die grüne, teils felsige Landschaft, die die chinesische Mauer umgab, war eine willkommene Abwechslung zur dauerhaften Großstadtfassade, die uns fast zwei Wochen umzingelte. Am letzten Tag kaufte ich dann das ein oder andere Souvenir auf dem Basar, auf dem ich von zwei blonden Mädchen mit den Worten "Studierst du nicht an der TU Dresden?!" angesprochen wurde. Verrückt! Der wunderbare Park, indem sich der Himmelstempel befindet, eine entspannte Verköstigung im Teehaus, ein beeindruckender Rundgang auf dem Platz des Himmlischen Friedens und der Besuch des Kuriositätenmarktes gaben dem Kulturschock seinen letzten Schliff.

Innenansicht Pagode BeijingTeehaus Peking

Aufregend, sehenswert und lustig (Lady Gaga auf chinesisch singen) wars auf jeden Fall. Abenteuerliche Taxifahrten, erstaunliche Eigenarten der Chinesen, wie das unaufhörliche Drängeln oder gekonntes Nasen-Inneres-Hochziehen, die wunderbar vieldeutigen, englischen Gespräche und natürlich der Charme beider Städte machen diese Studienreise unvergesslich.

(Carolin Herrig)

Stempel für ReiseVernissage2010
Drachenkopf - Kopf eines typisch chinesischen Drachens, lächelnd, lange Barthaare und reichhaltig mit Ornamenten verziert. Drachenkörper und -Schweif - Köper und Schweif eines typisch chinesischen Drachens, reichhaltig mit Ornamenten verziert.
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